A Young Poet

Die Sonne scheint, die weiß polierten Grabsteine glitzern in der Sonne. Der Ausblick vom Bergfriedhof ist erstaunlich schön. Das blaue Meer, die Fischer, die Vögel: alles bezaubernd, alles poetisch. Und dann ist da Rémi (Rémi Taffanel). Er sitzt vor dem Grab seines Lieblingsdichters. Warum? Weil man das so macht als junger Poet. Man sitzt romantisch in der Sonne und spricht mit seinem Mentor. Auch wenn der seit ein paar hundert Jahren tot ist. Rémi hat viel zu sagen, viel zu dichten. Das weiß er. Schade nur, dass er in einer Krise steckt. Die Worte wollen einfach nicht so recht kommen. Doch Rémi weiß, was zu tun ist: Er muss einfach ein Dichter sein. Erfahrungen machen, Menschen beobachten, tiefsinnig sein. Nachdenken. Worte kommen lassen. Oder: In die Bibliothek gehen und dort Worte aus dem Wörterbuch nachschlagen und benutzen... Rémi träumt davon, die Welt mit kraftvollen, unvergesslichen Versen zu begeistern. Auf der Suche nach Inspiration in der drückend heißen Stadt Sète, mit Stift und Notizbuch in der Hand, ist er fest entschlossen, sein Gedicht zu schreiben... Aber wo soll er anfangen? Indem er stundenlang über das Meer nachdenkt? Auf einen Berg klettern? Dem Gesang der Vögel zu lauschen? In die Bibliothek gehen? Seine Muse finden? In Bars? Auf dem Friedhof? Unter Wasser? Und wenn das alles nichts hilft, dann trinkt man, trinkt und trinkt, bis der Funke der Inspiration überspringt. "Regisseur Damien Manivel bleibt in seinem Erstlingswerk stets nah an seiner Hauptfigur und begleitet sie mit Feingefühl auf ihrer Reise zum Ich. In der Tat ist das eine schöne Abwechslung und zeigt auf, wie selten Jugendliche im Kino eigentlich noch ihrem Alter entsprechen dürfen. So viele von ihnen haben erwachsene Attitüden, sind geprägt durch Ereignisse und haben genaue Pläne. Rémi darf bleiben, wie er ist: naiv, völlig verwirrt und am Anfang seines Lebens stehend. Dass er es einmal als großer Poet schaffen wird, ist unwahrscheinlich. Und trotzdem birgt 'Un jeune pòete' den Zauber eines Anfangs. Für Rémi kann noch viel passieren, die Welt steht ihm offen — und er hat die Freiheit zu träumen." (Beatrice Behn, auf: kino-zeit.de)